AMIGA-Magazin · Ausgabe 12/06 · Netzwerk: "http-handler"

Aktuelles Heft 12/06

Workbench goes online

Mit dem "http-handler" lassen sich auf der Workbench Server-Partitionen wie Festplatten anzeigen. Konfiguration, Möglichkeiten und
Voraussetzungen dafür wollen wir im Folgenden genauer vorstellen.

von Michael Christoph

Der http-handler baut eine Verbindung über das HTTP-Protokoll zu einem Webserver auf. Dabei erscheint der Server auf der Workbench wie eine Festplatte. Voraussetzung ist aber, dass der Webserver das WebDAV-Protokoll unterstützt. Die Abkürzung WebDAV steht für "Web-based Distributed Authoring and Versioning". Es handelt sich hierbei um eine Erweiterung des regulären HTTP-Protokolls, wobei aber der normale Webbrowser die Internetseiten anfordert. Die komplette Kommunikation läuft dabei über den Standard-HTTP-Port ab. Andere Ports für FTP oder SSH werden beim Datenaustausch nicht verwendet.

Den http-handler lässt sich von der OS-4-Depot-Webseite herunterladen. Das Download-Archiv ist mit 77 KByte wirklich klein. Nach dem Entpacken des bis jetzt als Beta-Software eingestuften Programms muss man sich selbst um die Installation kümmern.

Der http-handler muss in der Workbench in das Verzeichnis L kopiert werden. Die Datei HTTP0 mit Icon wandert nach Storage/DosDrivers. So wird es nicht automatisch beim Booten aktiviert, sondern man kann selbst entscheiden, wann es gestartet wird. Wenn das Laufwerk allerdings gleich nach dem Start verfügbar sein soll, legen Sie es einfach nach Devs/DosDrivers.

Erste Schritte
Bevor der Handler benutzt werden kann, müssen Sie noch zwei Anpassungen vornehmen. Laden Sie die HTTP0 in einen Texteditor. Ändern Sie die erste Zeile in

Handler = l:http-handler

Den Internetserver, mit dem die virtuelle Partition verknüpft werden soll, tragen Sie in die Tooltypes des Piktogramms ein. Also in der Worbench die Datei HTTP0 einmal anwählen und aus dem Menü "Piktogramme/Informationen anzeigen" wählen. In den Tooltypes wird über die Zeile STARTUP die Konfiguration vorgenommen. Nach dem Schlüsselwort URL geben Sie die Internetadresse an, dessen Inhalt als Datei- und Verzeichnisliste im Workbenchfenster angezeigt werden soll. Den Namen für diese Partition bestimmen Sie in NAME. Wird kein Name angegeben, wird auch kein Piktogramm dafür auf der Workbench angezeigt. Eine vollständige Zeile könnte so aussehen:

STARTUP=URL http://www.sharemation.com/chrisy/http0 NAME WWWPublic

Jetzt melden Sie nur noch mit einem Doppelklick auf das HTTP0-Piktogramm das Laufwerk an. Alternativ nutzen Sie in der Shell die Anweisung mount HTTP0. Kurz danach wird auf der Workbench ein neues Laufwerkspiktogramm angezeigt. Dieses Laufwerk können Sie wie eine normale Partition der lokalen Festplatte verwenden. Theoretisch sind auch mehrere Laufwerke möglich. Kopieren Sie die Datei HTTP0 und passen Sie die Tooltypes entsprechend an.

WebDAV-Erweiterungen
Das WebDAV-Protokoll fügt folgende Methoden zu HTTP hinzu:
   
PROPFIND Eigenschaften und Verzeichnisliste ermitteln.
PROPPATCH Ändern oder Löschen von Eigenschaften.
MKCOL Ein neues Verzeichnis erstellen.
COPY Kopieren von Daten und Verzeichnissen.
MOVE Verschieben von Daten und Verzeichnissen. Die Daten sind hinterher nicht mehr auf dem Quell- medium verfügbar!
LOCK Setzt eine Sperre.
UNLOCK Entfernt die Sperre wieder.

Weitere Ansätze
Über Samba werden im lokalen Netzwerk Dateien und Verzeichnisse ausgetauscht. Dabei bietet das smbfs die Möglichkeit, auf der Workbench zusätzliche Netzlaufwerke anzuzeigen.

Dabei handelt es sich um freigegebene Verzeichnisse (Shares) von anderen Rechnern oder Servern. Der http-handler bietet diese Möglichkeit auch im Internet. Er erlaubt das Bearbeiten von Online-Dateien, wie ganz normale, lokal gespeicherte Daten. Es handelt sich also um eine sehr interessante Technik, die das Bearbeiten von Webseiten durchaus erleichtern kann. Aufwändiges Hochladen der Seiten über FTP-Programme entfällt damit. Die Datei kann ganz einfach über die Workbench oder ein Directory-Tool kopiert, verschoben und gelöscht werden.

Die Idee ist nicht neu, denn mit "FTPmount" gibt es schon seit einigen Jahren eine entsprechende Lösung. Bisher unterstützt der http-handler noch keine Authentifizierung, also Anmeldung auf der Gegenseite. In der Praxis sollten Webseiten aber abgesichert werden, damit der Zugriff von Dritten unterbunden wird. Außerdem ist kein WebDAV-Server notwendig.

Trotz der fehlenden Authentifizierung, kann man den http-handler heute schon für den Datentransfer nutzen. Ein Problem gibt es aber noch: Der Handler lässt sich nicht per Mausklick beenden. Wird also die Internetverbindung getrennt, versucht der Handler weiterhin im Hintergrund mit der Internetseite zu kommunizieren. Dieser Vorgang läuft so lange, bis das Fenster auf der Workbench geschlossen wird. Aufpassen muss man auch, dass die Gegenseite das WebDAV-Protokoll unterstützt. Sonst fragt der Handler endlos nach Daten und bekommt keine geliefert.

Virtuelle Laufwerke mit ftpMount
Mit ftpMount besteht ebenfalls die Möglichkeit, ein virtuelles Laufwerk auf der Workbench einzubinden. Als Protokoll kommt dabei "File Transfer Protocol" (ftp) zum Einsatz. Im "OS4depot" findet sich eine aktuelle PPC-Version für "AmigaOS 4". Dieses beinhaltet allerdings nur den Handler und die geänderten Sourcen. Ein vollständiges Archiv mit Installationsroutine gibt es für 68k im Aminet. Zur Installation unter "AmigaOS 4" muss die Datei "FTPMount-Handler" in das I-Verzeichnis kopiert werden. Zusätzlich legen Sie noch eine DosDriver-Datei an:

/* FTP-Handler mount entry */
Handler = L:FTPMount-Handler
StackSize = 6000
Priority = 2
GlobVec = -1

Die Datei kann unter beliebigen Namen, z.B. FTP im Verzeichnis Devs/DosDrivers abgelegt werden. In diesem Fall wird das Laufwerk automatisch eingebunden. Beim Speichern in Storage/DosDrivers müssen Sie extra mounten. Aufwändiger wird es mit den Schubladen für die Internetverzeichnisse.

Es ist ein Basisverzeichnis notwendig, auf das der Assign FTPMountDir: zeigt. Dadurch kann sich das Verzeichnis an einer beliebigen Stelle auf der Festplatte befinden. Als einziges Unterverzeichnis muss Hosts enthalten sein. Darin ist jetzt für jeden FTP-Server ein eigenes Verzeichnis unter beliebigem Namen zu erstellen. In den Tooltypes der einzelnen Verzeichnisse ist die Zugangskonfiguration eingetragen.

Über die Schlüsselwörter HOST ist der Server anzugeben, bei USER der Benutzer und mit PASSWORD das Passwort zur Anmeldung. Falls nicht das Hauptverzeichnis verbunden werden soll, können Sie über ROOT ein abweichendes Verzeichnis festlegen. Hier ein Beispiel:

USER=web73
HOST=ftp.beispiel-host.de
PASSWORD=password
ROOT=html/

Wer das Passwort nicht im Klartext hinterlegen möchte, kann mit dem Hilfsprogramm "GenFTPpassword" ein verschlüsseltes Passwort erzeugen. In diesem Fall geben Sie das Passwort bei der Option PASSWORDCRYPT ein.
Damit ist die Installation und Konfiguration abgeschlossen.

Nach dem Mounten des FTP-DosDrivers wird auf der Workbench ein neues Laufwerk mit der Bezeichnung ftpMount angezeigt. Darin finden sich die unter Hosts zuvor definierten Verzeichnisse wieder. Wenn darauf zugegriffen wird, wird eine FTP-Verbindung aufgebaut und der Inhalt angezeigt. Jetzt können Sie mit Standard-Kommandos bzw. Datei-Browsern ganz einfach Dateien transferieren. Mit der Anweisung Assign FTP: DISMOUNT entfernen Sie das Laufwerk jederzeit wieder.

Informationen:
Aminet: http://main.aminet.de
OS4depot:
http://os4depot.net

lb

Anpassungen:
Die notwendigen Änderungen für den Dos-Driver werden per Editor vorgenommen.

 

 

Tooltypes:
Die Definition und Einstellungen für den Server sind im Pictogramm abgelegt.


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Zuletzt aktualisiert am 4.12.. 2006.