AMIGA-Magazin · Ausgabe 7/04 · Report: »AmigaOne« und »AmigaOS 4«

Aktuelles Heft 7/04

Nummer 1 lebt!

Zwar war AmigaOne-Hardware bereits im letzten Jahr auf dem Markt, aber erst seit April 2004 bootet das »AmigaOS 4« auf der PPC-Plattform. Davon konnte man sich schon bei diversen Veranstaltungen überzeugen. Jetzt ist es soweit: AmigaOS 4 lässt sich ganz einfach installieren, wenn man zu den »EarlyBird«-Besitzern gehört.

von Michael Christoph


Hauptplatine:
Das AmigaOne-Motherboard mit den PCI- bzw. AGP-Ports (links unten) und dem Prozessor (Mitte).
Die Prozessorplatine für den AmigaOne hat einen G3- bzw. G4-Prozessor. Sie ist auch einzeln erhältlich. So besteht die Möglichkeit, ein System nach eigenen Vorstellungen zusammenzustellen. Das AmigaOne-Motherboard hat ein so genanntes ATX-Format und kann in Tower-Gehäusen für diese Größen eingebaut werden.

Viele Anwender werden hingegen die bequeme Variante eines Komplettsystems ins Auge fassen. Auch dieses wird angeboten, wobei man aber an einigen Stellen Einfluss auf die Komponenten hat. Wer einen AmigaOne bestellen will, sollte z.B. auf den Internetseiten von KDH-Datentechnik vorbeischauen. Dieser Amiga-Händler bietet zahlreiche Möglichkeiten zur Konfiguration und Komplettsysteme. Dabei werden, soweit es möglich ist, auch gerne Wünsche erfüllt, die nicht im AmigaOne-Konfigurator enthalten sind. Für ein Komplettsystem ist mit rund 1200 Euro zu rechnen, die Prozessorkarte alleine kostet dabei schon knapp 800 Euro. Im Vergleich mit PC-Komplettsystemen, die zum Preis von 800 Euro incl. Bildschirm und Drucker zu haben sind, zeigt sich leider, dass Amiga-User etwas »Besonderes« sind und etwas tiefer in die Tasche greifen müssen.

Neuer Motor unter der Haube
Die G3- bzw. G4-Architektur kommt von Motorola ­ sie verwendet auch Apple für die gleichnamigen Computer. Aber auch viele Laserdrucker sind mit leistungsstarken PPC-Prozessoren bestückt. Der PowerPC-Prozessor (PPC) erlaubt eine kompaktere Verarbeitung und erreicht auch mit (vergleichsweise) niedrigen Taktraten einen hohen Datendurchsatz. Der AmigaOne wurde speziell für den Einsatz mit AmigaOS 4 entworfen. Umgekehrt verlangt auch das AmigaOS 4 nach speziell zertifizierten Motherboards und verweigert seine Arbeit auf anderen Plattformen (wie dem Pegasos von Genesi). Der AmigaOne ist auch in der Lage das PPC Linux als Betriebssystem zu unterstützen. Dazu ist eine eigene Partition notwendig und LinuxPPC muss vor AmigaOS installieren werden.

Damit auch die alten und ans Herz gewachsenen 68k-Programme weiter verwendet werden können, sorgt ein ins Betriebssystem integrierter 68k-Emulator. Dieser wird in Zukunft noch mit dem leistungsstarken JIT-Compiler (Just In Time) »Petunia« verknüpft. Dieser sorgt dafür, dass der alte 68k-Programm-Code in PPC-Code umgewandelt und schneller ausgeführt wird. Zusätzlich wird den 68k-Programmen ein eigener und vom restlichen System abgeschotteter Speicherbereich zur Verfügung gestellt. Somit haben »Amok«-laufende Programme keinen Einfluss mehr auf ihre Umgebung und das Betriebssystem.

Für den Benutzer macht es keinen Unterschied, ob ein altes 68k-Programm oder ein neues PPC-Programm gestartet und ausgeführt wird. Die Software sieht gleich aus und reagiert identisch. Neuere oder für OS 4 angepasste Programme haben aber trotzdem Vorteile: Sie können direkt ausgeführt werden, müssen also nicht emuliert werden und können auch auf neuere Funktionen vom AmigaOS 4 zurückgreifen.

Der Boot-Vorgang
Formatieren:
Gewohnt einfach und bequem lasssen sich Partitionen formatieren.
Das Programm zum Einstellen der BIOS-Eigenschaften nennt sich beim AmigaOne »U-Boot«. Es liegt aktuell in der Version 1.0.0 vom 12. April 2004 vor. Sollte noch eine ältere Version vorhanden sein, muss vor der AmigaOS-Installation zuerst »U-Boot« aktualisiert werden. Passende Archive sind auf der
Installations-CD im Verzeichnis »Firmware« enthalten. Ist »U-Boot« vor Version 1.0 vorhanden, wird das Archiv aus »from_0.1« zum Update verwendet. Ist bereits eine Version 1.0 installiert, kommt das »from_1.0«-Archiv zum Einsatz. Das Zip-Archiv ist zu entpacken und dann entweder auf Diskette zu schreiben oder auf CD zu brennen. Diese sind selbststartend ­ wenn nicht, sind noch Einstellungen vorzunehmen:

diskboot 500000 X:0"

übernimmt das für CD-Rom und

fdcboot; bootm

für Diskette. Das X steht für die Unit-Nummer des CD-Rom-Laufwerks (0=Primary Master, 1=Primary Slave, 2=Secondary Master, 3=Secondary Slave). Die Zahlen werden aber in der Laufwerksübersicht beim Booten angezeigt. Die Aktualisierung der Firmware darf auf keinen Fall unterbrochen werden, da sonst der Rechner nicht mehr startet und nur noch vom Händler wieder in Gang gesetzt werden kann!

Zusätzlich müssen noch einige Umgebungsvariablen gesetzt werden. Das ist allerdings nur ein Mal notwendig. Sie werden dauerhaft gespeichert und stehen dadurch auch nach einem Neustart zur Verfügung.

setenv bootcmd boota
setenv autostart yes
saveenv

Festplatte einrichten:
Die "Media Toolbox" hilft beim Partitionieren der Harddisk und bei der Wahl des Filesystems.

Das waren die dauerhaften Einstellungen. Bei der allerersten Installation kommen noch

setenv boot1 cdrom
boota

hinzu, um die Installations-CD zu aktivieren. Wie jeder Computer arbeitet auch der AmigaOne eine feste Folge an Aktionen beim Starten ab. Zuerst analysiert U-Boot die vorhandene Hardware und sucht nach Laufwerken zum Starten (je nach Boot-Priorität). Danach werden die Kickstart-Module in den Speicher geladen und aktiviert. Das System wechselt anschließend direkt in die startup-sequence und arbeitet diese zeilenweise ab. Dabei wird bei Vorhandensein auch die user-startup-Datei ausgeführt und Module im Verzeichnis s:start, sowie Datatypes, DosDrivers und Monitore eingebunden. Nach dem Laden der Benutzereinstellungen zeigt AmigaOS 4 die Workbench an und startet die Programme aus der WBStartup-Schublade.

Die Installation
myKlondike:
Auch spielen kann man mit OS4.
Nicht nur das Aussehen der Fensterrahmen und Symbole kann frei gewählt werden. Auch die Menüs haben ihren "grauen" Look verloren.
Bevor allerdings das AmigaOS installiert werden kann, muss die Festplatte partitioniert werden. Das ist nichts Neues oder Amigaspezifisches. Diese Prozedur war auch schon früher notwendig, wenn eine neue Festplatte eingebaut wurde. Idealerweise wird die Festplatte in drei Bereiche unterteilt: eine für das Betriebssystem (100 MByte reichen in der Regel aus), eine für die Anwendungsprogramme und eine für die eigenen Daten und Projekte. Häufig werden auch Programme und Daten zusammengefasst. Aber auch der andere Weg ist möglich, die Platte noch weiter zu unterteilen, z.B. Work, Online, Spiele. Darüber sollte man sich im Vorfeld Gedanken machen, da eine Größenänderung oder Umpartitionierung schwierig ist. Daten müssen zuerst gesichert, dann die Partitionsgrößen verändert und zum Schluss wieder die Daten gesichert werden. Die Partitionierung übernimmt die »Media Toolbox«, welche die bisherige »HDToolBox« ablöst. Es wird automatisch vom Installationsprogramm gestartet.

Wenn Sie zu denjenigen gehören, die Ihren AmigaOne bereits fix und fertig vorinstalliert bekommen, können Sie diesen Schritt überspringen. Ansonsten legen Sie die »AmigaOS 4 Installations«-CD ein und starten den AmigaOne. Nach kurzer Zeit erscheint zuerst der Sprachen-Einsteller und dann der Zeit-Einsteller. Wer hier »Deutsch« einstellt, wird auch in Deutsch durch den Installationsprozess geführt. Nachdem der Installer gestartet wurde, kommt eine Rückfrage, ob die Festplatte nun partitioniert werden soll. Hier ist beim ersten Mal unbedingt mit »ja« zu antworten ­ auch wenn die Platte bereits formatiert sein sollte. Dort ist die Festplatte auszuwählen und eine der verfügbaren Optionen zu wählen. Mit »Install/read configuration« werden die Laufwerksdaten eingelesen. Viel wichtiger ist aber noch ein Klick auf »Install AmigaOne booter« (links unten zu finden). Im Dateirequester ist die Option »slb_v2« auszuwählen. Hierbei handelt es sich um den AmigaOne-Boot-Loader.

Ist dieser nicht auf der Festplatte vorhanden, wird auch kein AmigaOS booten! Mit "Ok, save changes" werden die Einstellungen bestätigt und wird ins Hauptfenster zurückgekehrt. Über die Option »Edit partitions and filesystem« legt der Nutzer bei Bedarf noch Partitionen an. »Save to disk« schreibt schließlich alle Einstellungen dauerhaft auf die Festplatte. Jetzt ist leider auch beim Amiga ein Neustart notwendig, damit die Partitionstabelle neu eingelesen wird. Dabei startet die CD wieder automatisch durch.

AmigaOne-Hardware
Towergehäuse: ATX-C8001 blau/silber
Prozessor: G4 7455/800 MHz
Speicher: 512 MByte
Festplatte: IDE 40 MByte
Grafikkarte: AGP Radeon 7000 mit 64 MByte
Soundkarte: SoundBlaster Live5.1 (der Onboard- Sound-Chip wird noch nicht unterstützt)
Diskettenlaufwerk: 1.44 MByte (z.Z. noch nicht unterstützt)
DVD-Rom Laufwerk: Toshiba SDM1712 16xDVD/48xCD
Eingabe: Maus, Tastatur

Länder- und Zeit-Einstellungen sind erneut vorzunehmen. An dieser Stelle muss der Nutzer den Installationsprozess kurz unterbrechen, da erst noch die neuen Partitionen zu installieren sind. Dazu klickt man einfach das Diskettensymbol auf der Workbench-Oberfläche an, um »Disk formatieren« aus dem »Piktogramm«-Menü aufzurufen. Den Schalter »Lange Dateinamen« sollten Sie unbedingt mit einem Häkchen versehen. Dadurch kommt das neue »DOS\7 FastFile«-System zum Einsatz, welches Da-teinamen bis zu einer Länge von 107 Zeichen erlaubt. Speziell die länderspezifischen Einstellungen, aber auch die Zeichensätze, machen davon Gebrauch.

Beim nächsten Installationsschritt wird die Rückfrage nach dem Partitionieren der Festplatte mit »Nein« übergangen. Nach der Auswahl des Laufwerks, auf das AmigaOS 4 installiert werden soll, läuft der Rest des Prozesses automatisch ab. Das Kopieren der einzelnen Dateien erlaubt den Genuss einer Tasse Kaffe oder Tee. Immerhin werden fast 55 MByte dabei übertragen. Da vermutlich noch nicht der UDMA-Treiber zum Einsatz kommt, kann das durchaus ein paar Minuten dauern. Nur ganz zum Schluss meldet sich der Installer nochmals mit der Rückfrage nach dem Monitor. Genauer gesagt, soll ausgewählt werden, welche Auflösung und Bildwiederholfrequenz der Monitor darstellen kann. Hier ist eine zum Monitor passende Auflösung auszuwählen, zu dem der passende Bildschirmmodus automatisch generiert wird.

Die Soundkarte sollte durch AmigaOS bereits korrekt erkannt werden. Ansonsten ist die Auswahl anzupassen. Und das war`s dann tatsächlich schon. Die CD kann aus dem Laufwerk genommen werden und der wird AmigaOne neu starten. Nur auf diesem Wege wird die neu installierte Workbench auch aktiviert und Einstellungen können dauerhaft darauf gesichert werden.

Workbench einrichten
Nach erfolgreicher Installation bootet der Amiga direkt zur gewohnten Workbench-Oberfläche. In der System-Partition in der Schublade »Prefs« finden Sie die einzelnen Einstellungsprogramme. Eventuell fehlende Einstellungen für Land und Sprache lassen sich nachträglich über »Locale« erledigen. Datum und Uhrzeit finden in »Time« ihre Einstellung. Wenn die Tastatur nicht auf deutsche Sonderzeichen reagiert, ist im Punkt »Input« der korrekte Tastaturtreiber auszuwählen. Über »Screenmode« lässt sich die Auflösung und Farbtiefe der Workbench ändern. Empfehlung: Je nach Möglichkeiten der eingebauten Grafikkarte und des vorhandenen Monitors sollte eine Auflösung von 1024x768 Bildpunkten und einer Farbtiefe von 16 Bit als das Minimum verwendet werden. Damit sollte später genügend Platz und Farben dem Bildschirm zur Verfügung stehen.

Nach diesen Einstellungen können Sie sich auch noch dem ganz neuen »GUI« genannten Programm zuwenden. Dieses erlaubt in weiten Bereichen das Erscheinungsbild der Workbench Ihren persönlichen Vorlieben anzupassen. Über das Symbol »Workbench« lassen sich die Titelleisten der Arbeitsoberfläche anpassen.

lb

Informationen: KDH-Datentechnik, WWW: http://www.kdh-datentechnik.com



Ergänzende Grafiken:

Auf die richtige U-Boot Version kommt es an !

Die Installationsanleitung kann mit IBrowse gelesen werden

Die strapazen haben sich gelohnt. Viel dabei bei der Workbench von OS4. AmiDock erlaubt auch beliebig viele SubDocks - hier alle gleichzeitig geöffnet.

Auf keinen Fall den AmigaOne-Booter vergessen !

die Partitionen auf der Festplatte einrichten

Nach dem partitionieren muß auch noch formatiert werden. Ein "schnelles" Formatieren ist völlig ausreichend.

Willkommen zur deutschsprachigen Installationsführung.

Woher kommt der Ton ?

Welche Auflösung darf's den sein ?


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Zuletzt aktualisiert am 9. Juli 2004, Michael Christoph.