AMIGA-Magazin · Ausgabe 4/07 · AmigsOS 4: "Kicklayout"

Aktuelles Heft 4/07

Kickstart go

Dank des Modulkonzepts beim Kickstart von "AmigaOS 4", kann man sich die Systemkomponenten selbst zusammenstellen. Dabei hilft das neue Tool "KickEdit".
von Michael Christoph

Beim Start eines Rechners mit "AmigaOS 4" gibt es ein kleines Startprogramm. Es heißt "UBoot" und lädt das Betriebssystem von Festplatte oder CD nach. Dabei wird ein spezieller Speicherbereich genutzt, der auch einen Neustart der Workbench (Warm-Reboot) erhalten wird und daher nicht nochmal von der Festplatte gelesen werden muss. Nur bei einem Hardware-Reset (Cold-Reboot) muss auch das Betriebssystem wieder eingelesen werden. Dieser Vorgang ist allerdings sehr schnell - in ca. zehn Sekunden ist die komplette Workbench einsatzbereit. Bereits der "Amiga 1000" und die erste Serie des "Amiga 3000" verwendeten diese Technologie. Zu dieser Zeit gab es noch keine fehlerfreien ROM-Module und die Herstellung neuer ROM-Chips war deutlich teurer, als nur neue Software bereitzustellen.

Allerdings haben sich die Entwickler von "AmigaOS 4" nicht auf das Nachladen eines Kickstart-Modules beschränkt, wie es bei den alten Amiga-Modellen der Fall war. Jetzt liegt jedes Betriebssystem-Modul als separate Datei vor und kann im Fehlerfall sehr einfach ausgetauscht werden. Damit kann der Anwender flexibel bestimmen, welche Module im Kickstart verankert sein sollen. Diese Methode erleichtert das Austesten neuer Module enorm und ist zu realisieren.

Das Kickstart-Layout ist allerdings nicht nur auf eine Version beschränkt, sondern kann beliebig viele Konfigurationen enthalten. So kann z.B. eine stabile Version angelegt werden, mit der im Fehlerfall immer noch das System über ältere Module gestartet werden kann. Wie das im Einzelnen funktioniert, soll das Thema dieses Artikels sein. Hinweis an unerfahrene Anwender: Änderungen am Kicklayout können dazu führen, dass die Workbench nicht mehr startet. Daher ist es besonders wichtig, immer eine funktionierende, bootfähige CD griffbereit zu haben. Über diese kann im Fehlerfall immer noch das Betriebssystem gestartet werden, um die fehlerhaften Änderungen am Bootvorgang zurückzunehmen.

Das Kicklayout
Neben den einzelnen Kickstart-Modulen ist vor allem die Datei Kicklayout im Verzeichnis SYS:Kickstart wichtig. Sie enthält die komplette Konfiguration und verwendet dabei verschiedene Schlüsselwörter, um die Einstellungen festzulegen. Jeder Block in der Datei beginnt mit

LABEL <beschreibung>

Der String beschreibung wird im Auswahlmenü beim Starten des Rechners gezeigt. Danach muss unbedingt als erstes der Eintrag EXEC Kickstart/loader vorhanden sein, der den eigentlichen Kickstart-Loader in den Speicher holt und ausführt.

Dieses kleine Programm interpretiert dann die nachfolgenden Zeilen, die mit MODULE <dateiname> beginnen. Als Dateiname kann z.B. Kickstart/kernel angegeben werden. Grundsätzlich werden alle Module zuerst in den Speicher geladen und danach ausgeführt. Die Reihenfolge der Einträge sollte daher keine Rolle spielen. Es werden alle Module-Dateien geladen, bis zur nächsten LABEL-Zeile oder dem Ende der Datei. Zeilen, die leer sind oder mit einem Semikolon beginnen, werden dabei ignoriert und als Kommentar betrachtet.

Die meisten Kickstart-Module besitzen die Dateierweiterung kmod, was aber nicht notwendig ist. Die Dateien dürfen einen beliebigen Namen haben. Grundsätzlich können auch Dateien aus dem Libs- oder Devs-Verzeichnis so im Kickstart aufgenommen werden. Das bedeutet aber auch, dass dann mehr Module geladen werden müssen und so die Startphase geringfügig verlängert wird. Außerdem bleiben die Module ständig im Speicher und belegen so evtl. wertvollen Speicherplatz. Viele Shared-Bibliotheken werden außerdem nicht immer benötigt und dadurch erst im tatsächlichen Bedarfsfall nachgeladen.

Um sich eine sichere Konfiguration zu schaffen, ist es vorteilhaft, eine zweite Kickstart-Schublade anzulegen und dort die "sicheren" Module unterzubringen. Im Kicklayout muss bei den Dateiangaben der Verzeichnispfad passend festgelegt werden. Die Kickstart-Module sind allerdings nur die Hälfte des lauffähigen Systems. Auch die "Shared Libraries" und "Shared Devices" müssen im Original vorhanden sein. Wenn der Anwender diese verschiebt oder spezielle Verzeichnisse angelegt, kann es zu Problemen kommen. Allerdings gibt es in der Praxis noch einen Haken: Es wird automatisch und unveränderlich die Startup-Sequence im Verzeichnis s: ausgeführt.

Hier wäre es praktischer, wenn diese Startdatei ebenfalls im Kicklayout vermerkt wird. Dann kann man gleich angepasste Versionen der Startup-Sequence einbinden. Im Moment muss man dafür eine zweite Partition anlegen. Werden nach dem Laden des Kicklayouts beide Maustasten gedrückt, erscheint die bekannte Auswahlliste der bootfähigen Laufwerke. Hier ist dann entsprechend die passende Partition auszuwählen, die die sicheren Workbench-Teile enthält.

KickEdit hilft!
Für Beta-Tester ist bereits seit Jahresbeginn mit "KickEdit" ein neues Tool verfügbar, das das Bearbeiten des Kickstart-Layouts komfortabel über eine GUI-Oberfläche ermöglicht. Das von Andrea Vallinotto erstellte Tool wurde mittlerweile bei OS4depot veröffentlicht. Das Programm liegt bisher ausschließlich mit einer englischen Oberfläche vor. Es ist einfach und intuitiv zu bedienen. "KickEdit" erleichtert dem einfachen Anwender das Verändern des Kickstarts. Für die Benutzung sollten Anwender ein gewisse Maß an Erfahrung mitbringen. Eine Änderung kann dazu führen, dass das System nicht mehr bootet.

Das Tool ist eher für Entwickler und Beta-Tester gedacht, die vorab neue Module ausprobieren wollen. Bei der Benutzung von "KickEdit" werden die in der Orginaldatei vorhandenen Kommentare und Beschreibungen verändert. Daher sollte man zuerst eine Sicherheitskopie anfertigen. Damit kann man schnell den Ursprungszustand wiederherstellen. Das Tool funktioniert zur Zeit nur mit dem Kicklayout für "AmigaOne" und "microA1". Das für Classic-Hardware verwendete Kicklayout weicht leicht ab und kann daher noch nicht bearbeitet werden. Bis zur Veröffentlichung von "AmigaOS 4" für die Classic-Modelle sollte man dann mit "KickEdit" in der Lage sein dieses zu bearbeiten.

Nach dem Start des Programms laden Sie über Project/Open die Kicklayout-Datei. Als Vorgabe schlägt der Filerequester die passende Datei vor, die Sie nur mit OK bestätigen müssen. Danach wird der Inhalt der Datei geparst und als baumartige Struktur in einer Liste angezeigt. Durch einen Klick auf die jeweilige Kopfzeile eines Konfigurationsblockes kann diese ausgeklappt und vollständig angezeigt werden. Über den rechten Bereich können per "Add module(s)" neue Module am Ende der aktuellen Konfiguration angehängt werden. Per "Delete" entfernen Sie das aktuelle Modul.

Mit dem "Edit"-Schalter ersetzen Sie ein Modul durch ein anderes. Im unteren Fensterbereich legen Sie mit "Add" eine neue Konfiguration an. Praktisch ist der "Clone"-Button: Damit legen Sie eine Kopie des aktuellen Konfigblocks an. Sind nur einzelnen Module anzupassen, erspart man sich damit viel Arbeit und Zeit. Mit "Delete" entfernen Sie eine komplette Konfiguration. Nach den Änderungen schreiben Sie über "Save" im "Projects"-Menü eine neue Kicklayout-Datei auf die Festplatte.

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Informationen: OS4depot,
WWW: http://os4depot.net

Übersicht und Details:
Das Tool "KlickEdit" erlaubt den Zugriff auf alle Komponenten des Kickstarts für"AmigaOS 4"S

 

Bearbeitung:
Die Eintragungen für die Module und deren Optionen werden in der Kicklayout-Datei mit einem Texteditor wie "Notepad" vorgenommen.

 

Einschaltschirm:
Über den Bootmanager "UBoot" lässt sich ein Rechner mit "AmigaOS 4"gezielt starten.

 

 

 


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Zuletzt aktualisiert am 10.3. 2007.