AMIGA-Magazin · Ausgabe 4/03 ·AmigaOS 4.0 Preview

Aktuelles Heft 4/03

Festplatten:
Die Tools "ReOrg" und "diskSalv" waren gestern - ab AmigaOS 4.0 übernimmt die Dateisystempflege der neu integrierte "PartitionWizard".
Neueinsatz:
Roadshow - der neue TCP/IP-Stack von AmigaOS 4 - wird bisherige Lösungen fürs Internet/LAN ablösen.
Überarbeitet:
Das neue AmiDock erlaubt umfangreichere Einstellungen und wird zu einem noch komfortableren Tool.
Fonts:
Egal, ob TrueType, PostScript oder Intellifont - der FT2Manager installiert alle möglichen Schrifttypen.
Einstellungen:
Das Verhalten und Aussehen der Gadget kann frei definiert werden, z.B. runde Ecken.
International:
30 Sprachen und über 150 Länder-Einstellungen werden von AmigaOS4 unterstützt.
Aussehen:
Auch für Menüs sind Hintergrundmuster möglich und sie können z.B. Schatten erzeugen.
Popup:
Das Aussehen der neuen Menüs lässt sich umfangreich gestalten.
Austausch:
Die Media Toolbox löst die HDToolbox ab und kümmert sich um die Festplatten-Partitionierung

Nachgeschaut

Angekündigt ist AmigaOS 4.0 mit AmigaOne schon lange. Um die Wartezeit bis zum Erscheinen von AmigaOS 4.0 zu verkürzen, wollen wir Ihnen mit diesem Preview einen Vorgeschmack geben.

von Michael Christoph

Alles was wir hier vorstellen existiert bereits. Von Ankündigungen werden wir uns absichtlich fernhalten, solange diese nicht in der Realität begutachtet werden können. Trotzdem können wir hier nur eine Auswahl der interessantesten Entwicklungen vorstellen.

Eine große Anzahl an ROM-Modulen wurde in 100-prozentigen C-Code umgeschrieben. Dadurch reicht eine reine Neucompilierung, um die Module auch auf dem AmigaOne einzusetzen. Trotzdem können diese noch nicht auf dem AmigaOne getestet werden, da noch Hand an den LowLevel-Treibern (Tastatur, Maus, ect.) angelegt wird. AmigaOS 4 basiert zum größten Teil auf den 3.9/3.5 Sourcen. Reaction wird deshalb hier genausowenig behandelt, wie »Action«, »EditPad« oder andere Tools.

Unter der Haube

Die neue dos.library verabschiedet sich endgültig von seinem BCPL-Ursprung. Bereits mit Kickstart 2.x hatte Commodore eine große Anzahl neuer Dos-Funktionen eingeführt, um nicht mehr direkt auf den BCPL-Code zugreifen zu müssen. Jetzt ist auch die 254-Zeilen-Grenze für Dateinamenspfade weggefallen. Unter Benutzung des neuen FFS2-Filesystems können die Verzeichnis- und Dateinamen auch bis zu 107 Zeichen lang ausfallen.

Viele Funktionen der utility.library (z.B. Tag-Listen-Verarbeitung) wurden in das neue ExecSG integriert. Auch die Shell wurde erweitert. So können jetzt z.B. die Ausgaben von Programm A als Eingaben für Programm B verwendet werden (Pipe). Auch mehrstufige Pipes sind möglich. Zusätzlich wurde die Namensvervollständigung verbessert. Der SirionUSB Stack verrichtet auch schon seinen Dienst, konnte von uns aber wegen fehlender USB-Hardware nicht aktiv getestet werden.

Optische Leckerbissen

Am auffälligsten sind natürlich die sichtbaren Veränderungen. Dafür wurde extra ein neu genannter Einsteller geschaffen. So kann jetzt die Dicke der Fensterrahmen ebenso frei gewählt werden, wie ein Muster ­ natürlich eines für aktive und eines für inaktive Fenster getrennt.

Muster sind generell ein großes Thema. Für alle möglichen Komponenten kann jetzt statt der simplen Farbe ein frei wählbares Muster zugeordnet werden. Normal, ausgewählt oder gesperrt (disabled), alle drei Zustände von Gadgets können unterschiedlichen Mustern zugeordnet werden.

Für Schieber (Slider/Proportional) sind noch mehr Muster möglich. So kann sowohl der Hintergrund (container), wie auch der Schieber (Knob) selber mit verschiedenen Mustern versorgt werden. Auch die abgerundeten Ecken verfehlen ihre optische Wirkung auf dem Schirm nicht.

Bereits vor längerem wurden Beispielgrafiken zu den Menüs veröffentlicht. Classic, Popup oder gemischt, alles nur eine Frage der Einstellung, wo das Menü geöffnet werden soll. Abgerundete Ecken, Hintergrundmuster oder Transparenz sind nur eine kleine Auswahl. Die weiteren Einstellungen zeigt das »GUI Menü«. Mit einer Aufzählung aller Einstellmöglichkeiten ließe sich leicht eine komplette Seite füllen. Unsere Beispielabbildungen zeigen einen möglichen Look und viele der Einstellmöglichkeiten.

Das neue Intuition erlaubt auch, Fenster mit Inhalt zu verschieben und mit Inhalt zu vergrößern. Und das jetzt auch außerhalb der Bildschirmränder. Mit gedrückter Shift-Taste kann das Verschieben auf die Bildschirmgrenzen begrenzt werden. Die gedrückte Alt-Taste sorgt dafür, dass beim Verschieben/Vergrößern nur der Rahmen angezeigt wird. Natürlich lassen sich diese Möglichkeiten auch in den Voreinstellungen ganz deaktivieren. Tools wie »MCP«, »Birdie« und Konsorten haben bei AmigaOS 4 somit ausgedient.

Neue Programme

Bereits herumgesprochen hat sich die »Media Toolbox« als Ersatz für die HDToolBox. Sie erlaubt auch die Auswahl und Benutzung des neuen FastFileSystems (FFS2). Ergänzt wird diese durch den »Partition Wizard« der zur Dateisystempflege eingesetzt wird. Egal, ob die Integrietät des Dateisystems geprüft werden soll, Fehler korrigiert werden sollen oder einfach nur die Dateiorganisation reorganisiert werden soll, alle diese Aufgaben erledigt der Wizard. Und auch das Konvertieren vom alten FFS in das neue FFS2 sind ganz einfach möglich, ohne Neuformatierung und Umkopieren.

Das neue FileSystem ist voll abwärtskompatibel, erlaubt aber lange Dateinamen (bis zu 107 Zeichen je Verzeichnis oder Datei) und hat eine bessere Unterstützung für Hard- und Soft-Links. Auch die Geschwindigkeit konnte optimiert werden. Eine offene Schnittstelle erlaubt es auf einfache Weise, Handler einzuhängen. Eine Möglichkeit ist zum Beispiel das Ver- und Entschlüsseln von Daten direkt beim Schreiben und Lesen.

Zwar nicht neu, aber trotzdem nicht wiederzuerkennen ist »AmiDock«. Komplett neu programmiert, unterstützt es jetzt nicht nur SubDocks, sondern auch beliebig viele Docks. Jedes Dock kann für sich getrennt konfiguriert werden. Hintergrundmuster, Ausrichtung, Textschatten, Rahmenlos seien als Beispiel genannt. Zum Füllen der Docks reicht es weiterhin aus, die gewünschten Piktogramme ins Dock zu ziehen und dort abzulegen.

»RoadShow« ist ein »AmiTCP/Miami«-kompatibler TCP/IP-Stack. Er stellt also alle Dienste zur Verfügung, um eine Verbindung in das Internet aufzubauen oder den Amiga lokal zu vernetzen (incl. DHCP). Ein ebenfalls neuer Prefs-Einsteller erlaubt die Konfiguration.

Der FT2Manager löst das alte Intellifont-Programm ab, womit auch die AGFA-Fonts ausgedient haben. Unterstützt werden nicht nur die bekannten »TrueType«- und »PostScript Type1«-Schriften, sondern auch Exoten wie PFR (Portable Font Resource) und »X11 Bitmap«-Fonts. OpenType-Fonts sind nun ebenfalls möglich.

Der erste Schritt in die Richtung von UniCode Unterstützung ist die Verwendung der Charsets. So regelt die ISO-8859-15-Tabelle die Position der deutschen und weiterer europäischer Sonderzeichen in der ASCII-Tabelle. Der Local-Einsteller erlaubt die Auswahl des bevorzugten Charsets. Zeichensätze die nicht im gewünschten Charset vorliegen, werden automatisch in diese umgewandelt (soweit die Zeichen in der Orginal-Tabelle vorhanden sind).

»ClickToFront« zählt zur Sorte der Commodities-Programme und verrichtet seine Aufgabe stillschweigend im Hintergrund. Wird nun über dem DepthGadget eines Fensters oder des Bildschirms rechts oben die rechte Maustaste gedrückt (und eine optionale, einstellbare zusätzliche Qualifier-Taste) so werden alle vorhandenen Fenster bzw. Bildschirme angezeigt und können durch Auswahl nach vorne geholt und aktiviert werden. Wer viele Fenster auf der Workbench offen hat, wird dieses Feature zu schätzen wissen.
»AmiGS« und »AmiPDF« sind Anzeigeprogramme für PostScript- und PDF-Dateien. Während AmiPDF auf xPDF basiert, stellt AmiGS nur eine komfortable Oberfläche zur Verfügung und greift intern auf das GhostScript-System zurück.

Kompatibilität

Wie kompatibel AmigaOS 4 zu den bisherigen Versionen ist, lässt sich erst im direkten Einsatz auf dem AmigaOne beurteilen. Generell kann man aber sagen, dass alle systemkonformen Programme auch weiterhin
tadellos ihren Dienst verrichten. Die meisten Programme unterstützen heute Grafikkarten (über »CyberGfx« oder »Picasso96«) und den Sound-Standard AHI. Programme, die AGA voraussetzen oder bestimmte Amiga-Hardware-Komponenten, werden ihren Dienst versagen. Dazu zählt z.B. die direkte Blitter-Ansteuerung oder Soundausgaben über die Paula-Register. Ein angepasster AmigaUAE schafft hier möglicherweise Abhilfe.

Unschön werden Programme auffallen, die selber Erweiterungen in den Fensterrahmen vornehmen oder nicht damit gerechnet haben, dass sich die Größe der Fensterrahmen ändern kann (obwohl diese Werte schon immer von Intuition zur Verfügung gestellt wurden). Die Abbildung »Fehlerhaft« zeigt, wie so etwas in der Praxis aussieht.

AmigaOne

Sobald ein AmigaOne mit lauffähigem AmigaOS 4 zur Verfügung steht, werden wir die weiteren Komponenten in Augenschein nehmen. Viel Zeit können sich die Entwickler von Hyperion nicht mehr lassen, soll doch alles lauffähig auf der CeBit im März in Hannover zu sehen sein. Bis dahin können Sie eine vollständige Liste der geplanten Erweiterungen in der »AmigaOS 4.0 Feature«-Liste auf der AmigaOs4-Website von Amiga Inc. nachlesen.

lb


Eine Auswahl der OS 4 Features
PPC natives OS mit ExecSG und BCPL-freiem DOS
»Just in Time«-Emulator für 68k
Media Toolbox (Festplattenpartitionierung)
FT2Manager (TrueType/OpenType Font-Unterstützung)
FastFileSystem 2 (mit langen Dateinamen)
CD-RW/CD-Filesystem
Picasso96 V3 (RTG-System)
AHI (RTA-System)
Sirion (USB-Stack)
Roadshow (TCP/IP-Stack)
Partition Wizard (Recorvery/Salvage/Optimize-Tool)
»GUI Prefs« (für erweiterte Einstellungen der Oberfläche)
Amidock (incl. Subdocks)
Überarbeitung von intuition, graphics, layers, gadtools, reaction
Customchip-frei (timer/cia/input)
PPC-Versionen von MUI, IBrowse, PDF-Reader

Informationen: http://os.amiga.com/os4/features.pdf
Amiga OS 4 Feature List,
Amiga Inc./Hyperion,





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Zuletzt aktualisiert am 1. Mai 2003, Michael Christoph.