AMIGA-Magazin · Ausgabe 1/07 · Anwendungen: Programme für X11

Aktuelles Heft 1/07

*nix zu Besuch

Für den X11-Server "Cygnix ", der unter "AmigaOS 4" läuft, gibt es vier neue Programme. Können die Portierungen aus der Unix-Welt das Software-Angebot unter "AmigaOS 4" aufbessern?

von Michael Christoph

Edgar Schwan, der Entwickler des X11-Server-Ports "Cygnix", hat zwei Grafikprogramme, einen Texteditor und einen Desktop-Manager für die X11-Umgebung aus dem Unix-Lager portiert. Dass es sich dabei nicht um plumpe Ports handelt, beweisen schon die vier passenden Installationsskripte. Diese installieren die einzelnen X11-Programme direkt in die Cygnix-Umgebung. Ein einfacher Doppelklick reicht zur Installation aus - weitere Eingaben zu Pfaden usw. sind nicht erforderlich.

Voraussetzung ist allerdings eine installierte Cygnix-Umgebung inklusive X11-Server. Alle Programmarchive sind auf der Webseite von "OS4Depot" zu finden. Die vier X11-Programme werden in das Verzeichnis Software im Root-Verzeichnis von Cygnix: installiert. Gegenüber der bisherigen Praxis mit den Startdateien im s-Verzeichnis, findet man die Startskripte jetzt im jeweiligen Software-Verzeichnis.

Bei den Portierungen handelt es sich um Alpha-Versionen. Dies bedeutet in der Praxis, dass nicht alle Funktionen der Programme komplett vorhanden sind bzw. vereinzelt noch Tools fehlen. Die Weiterentwicklung der Programme wurde leider vorerst aus Zeitmangel auf Eis gelegt. Die vier Portierungen machen aber auch im aktuellen Stadium schon einen guten Eindruck und liefen ohne Probleme.

Der Desktop-Manager
Der Desktop-Manager "Xfce" liegt in der Version 3.8.16 vor und erfordert rund 35 MByte für die
Installation auf der Festplatte. Er dient als Ersatz für die bisherige graue Toolbar. Der Desktop lässt sich in einzelnen Bereichen konfigurieren (Farbschema usw.) und bringt eine vorkonfigurierte Toolbar mit. Diese enthält auch bereits die nachfolgend vorgestellten Programme. Damit kann der Anwender diese auch direkt aus der X11-Umgebung über die Toolbar starten.

Virtuelle Desktops sind noch nicht implementiert - daher sollte die Screen-Anzahl in der Konfiguration auf 0 gesetzt werden. Virtuelle Desktops sind mit den Screens beim Amiga vergleichbar. Zum Starten der X11-Umgebung kommt statt des normalen Startskripts Start_XGeeb.bat das neue Start_xfce.bat zum Einsatz. Es befindet sich im Verzeichnis Software/xfce-3.8.16-alpha der Cygnix-Umgebung.

Auf Wunsch kann man es auch in den s-Ordner legen und so wahlweise eines der beiden Desktop-Systeme starten. Der Desktop-Manager lässt sich wie bisher mit der Tastenkombination <linke Amiga-Taste> plus <rechte Amiga-Taste> und <Q> beenden. In der Xfce-Toolbar sind bereits zahlreiche Programme eingefügt.

Die Grafik-Lösungen
In der Version 1.2.5 liegt das Bildbearbeitungsprogramm "Gimp" vor. Das Programm erfordert rund 21 MByte Festplattenspeicher. Die Abkürzung "Gimp" steht für "GNU Image Manipulation Program" und gilt quasi als Bildbearbeitungsstandard bei Unix und Linux. Es wird von vielen Distributionen schon mitgeliefert. Bei diesen Systemen ist bereits Version 2.2 von "Gimp" freigegeben. "Gimp 2.2" setzt "Gtk2" voraus, weshalb eine Portierung für "Cygnix X11" im Moment noch nicht möglich ist.

"Gimp" ist mit "ArtEffekt" vergleichbar, verwendet jedoch manchmal eine etwas eigenwillige Philosophie bei der Bedienung. Die Werkzeugpalette birgt Pinsel, Airbrush, Fülleimer usw. Im Bereich der Nachbearbeitung und bei der Manipulation von Bildern werden viele Möglichkeiten angeboten. Zeichenebenen (Layers) kennt das Programm. Bisher fehlen allerdings noch die passenden Plug-Ins für den Export der Bilder. Deshalb steht auch nur das programmeigene XCF-Bildformat zur Verfügung. Das schränkt den Praxisnutzen des Programms im Moment noch sehr ein. Auch der Ausdruck von Bildern wird noch nicht unterstützt.

"CinePaint" ist ein Ableger von "Gimp" und liegt in der Cygnix-Portierung in der Version 0.21.1 vor. Für die Installation sind rund 25 MByte auf der Festplatte notwendig. Hierbei handelt es sich um die aktuelle Version, die auch im Linux-Bereich anzutreffen ist. "CinePaint" ist ein Bearbeitungsprogramm, das mit 32-Bit-Farbtiefe arbeitet. Es wurde für die Bearbeitung von Bildsequenzen bzw. Filmen entwickelt. Trotz der niedrigen Versionsnummer wurde "CinePaint" bereits im Produktionsprozess von verschiedenen Filmen aktiv eingesetzt.

Beim Programm fehlen noch einige Plug-In-Module und die Druckfunktion. Als Dateiformat kommt wie beim "Gimp" XCF zum Einsatz. Die Bilder lassen sich aber nicht zwischen den Programmen austauschen. Grund: "Gimp" und "CinePaint" verwenden in der Cygnix-Version unterschiedliche XCF-Varianten.

Der Texteditor
Der Texteditor "Vim" liegt in der Version 7.0 vor und erfordert 21 MByte für die Installation. Das Urgestein aus dem Unix-Umfeld wurde im Laufe der Jahre immer weiterentwickelt und hat einen sehr großen Funktionsumfang. Deshalb gibt es ganze Bücher, die sich mit dem Programm beschäftigen. Trotzdem kann man bei "Vim" immer noch dessen Wurzeln als Konsoleneditor erkennen. Im Unterschied zu den meisten anderen Texteditoren unterscheidet "Vim" streng zwischen Kommandomodus und Eingabemodus.

Die aktuelle Portierung kommt mit grafischem Umfeld und bietet sogar eine Toolleiste mit den wichtigsten Funktionen. Einsteiger müssen sich also nicht mehr zwangsläufig die Kürzel für die Bedienung merken.
Fazit: Auch wenn die vier portierten Programme noch nicht alle Features an Bord haben, zeigen die aktuellen Alpha-Versionen was möglich ist. Schade, dass die Erweiterungen zum Bildexport in "Gimp" bzw. in "CinePaint" noch nicht implementiert sind.

Informationen im Internet
OS4Depot http://www.os4depot.net
Cygnix X11 OS4Depot: /share/network/misc/x11.tgz
Xfce OS4Depot: /share/utility/filetool/xfce_cygnix.lha
Gimp OS4Depot: /share/graphics/edit/gimp_cygnix.lha
CinePaint OS4Depot: /share/graphics/edit/cinepaint_cygnix.lha
Vim OS4Depot: /share/utility/text/edit/vim_cygnix.lha

Edgar Schwan arbeitet bereits an der Umsetzung von Gtk2. Dadurch sollte der Pool an einfach zu portierenden Programmen weiter zunehmen. Man kann nur gespannt sein, was als nächstes folgt. Vielleicht findet der "Firefox" über den Umweg "Cygnix" den Weg auf den Amiga.

lb

Desktop-Manager:
Mit "Xfce" liegt eine leistungsfähige Oberfläche für " Cygnix11" vor.

 

Fotobearbeitung:
Der Klassiker "Gimp" funktioniert auch auf dem X11-System unter "AmigaOS 4".

 

Stapelarbeiter:
Bildserien lassen sich mit "CinePaint" mit 32-Bit-Farbtiefe bearbeiten.

 

 

 


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Zuletzt aktualisiert am 19.01. 2007.