von Michael Christoph
Die Wirtschaftsexperten gehen davon aus, dass 60 Prozent des Mittelstandes
noch nicht oder unzureichend auf den Euro vorbereitet ist. Damit ihr Amiga
auch nach der Euro-Einführung weiterhin brav seinen Dienst verrichtet,
sollten Sie sich spätestens jetzt über das Thema informieren und
sich vorbereiten.
Der Euro die neue Währung
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Zunächst einmal möchten wir uns mit dem Euro selber beschäftigen. Schließlich ist er mehr, als nur ein »Computerproblem«. Zwar ist der Euro bereits seit 1. Januar 1999 offizielle Währung und konnte seitdem auch im bargeldlosen Zahlungsverkehr eingesetzt werden, aber richtig greifbar wird er erst ab dem 1. Januar 2002. Ab diesem Zeitpunkt löst der Euro als Bargeld auch die Mark in unseren Geldbörsen ab. Noch bis 28. Februar kann dann parallel mit Euro oder Mark in den Geschäften bezahlt werden oder die Barbestände in den Banken umgetauscht werden. Danach ist das nur noch in den Landes-Zentralbanken möglich. Der Euro ist nämlich nichts anderes, als eine andere Bezeichnung für unser jetziges Geld, wenn auch mit anderen Größenordnungen. Der »Umrechnungskurs« von Euro zur Mark beträgt 1.95583. Mit diesem Faktor werden auch alle Kontobestände automatisch von den Banken umgerechnet (ebenso Versicherungen, Aktien, Mietverträge, ect.). Auch wenn unser Geld dann nur noch den »halben« Wert hat, kostet im Gegenzug auch alles nur noch die Hälfte. Somit ändert sich nichts an der Kaufkraft. Vor allem in den Geschäften ist allerdings mit einer Auf- oder Abrundung des entstandenen Betrags auf den nächsten Schwellenwert zu rechnen. Dadurch werden einige Artikel billiger, andere hingegen teurer. Auf alle Fälle billiger wird der Urlaub im Ausland, da keine Wechselgebühren mehr anfallen. Und es lässt sich auch viel einfacher sagen, ob im Ausland ein Artikel billiger oder teurer ist, da ein direkter Vergleich (ohne Umrechnung der Landeswährung) erfolgen kann. Das gilt ab dem 2. Januar 2002 für folgende Länder der Europäischen Union: Belgien, Finnland, Frankreich, Irland, Italien, Luxemburg, Niederlande, Österreich, Portugal, Spanien. Nicht dabei sind dagegen die EU-Länder Dänemark, Griechenland, Großbritannien und Schweden. So wie der Dollar in Amerika für das komplette Land gilt, soll einmal der Euro in ganz Europa als gesetzliches Währungsmittel gelten. Während die Scheine in allen Ländern gleich aussehen, wurden die Rückseiten der Münzen länderspezifisch gestaltet. Sie können jedoch in allen Ländern ohne gewechselt zu werden benutzt werden. Wer sich jetzt noch genauer über den Euro als Währung informieren möchte, findet dazu auf den Internetseiten der Europäischen Union vielfältige Informationen (s. »Informationen im Internet«).
Der Euro und der Computer
Nachdem wir jetzt die Währung an sich betrachtet haben, wollen wir uns
wieder dem Computer, und dort natürlich im speziellen, dem Amiga zuwenden.
Zum einen wird die Währung am Bildschirm angezeigt, zum anderen muss
sie aber auch aus dem Drucker »herauskommen«. Welche unterschiedlichen
Möglichkeiten es dabei gibt, werden wir im Folgenden genauer betrachten.
Dabei ist aber auch noch zu unterschieden, ob das Euro-Zeichen an sich verwendet
werden soll, oder aber ganz schlicht und einfach die Bankbezeichnung »EUR«
verwendet werden soll. Auf Bankbelegen wird das Euro-Zeichen nicht zu finden
sein (genausowenig das Dollar- oder Pfund-Zeichen). Dort wird weltweit eine
dreibuchstabige Abkürzung verwendet. Für die deutsche Mark lautete
diese beispielsweise »DEM«. Man kann es sich also auch einfach
machen! Im Amiga Magazin werden wir in Zukunft »Euro« schreiben,
analog zu »Mark« für die Preise in der Vergangenheit.
Fonts sorgen für die Anzeige am Bildschirm
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Jedes Zeichen, das der Amiga am Bildschirm darstellt, liegt
in einer Zeichensatzbeschreibung vor. Dabei gibt es unterschiedliche Arten,
wie diese Information vorliegen kann:
Bitmap: Hierbei besteht das Zeichen aus einer Grafik, die nur auf den Bildschirm
kopiert werden muss. Das war die einzige Möglichkeit, die bis Workbench
1.3 verwendet wurde. Die Information befindet sich im Verzeichnis FONTS:.
Je Zeichensatz existiert eine Unter-Schublade, in welcher die Schrift in unterschiedlichen
Größen vorliegen.
Agfa/Compugraphics/Intelli Font: Mit Workbench 2.0 wurde dieses vektororientierte
Schriftsystem beim Amiga eingeführt. Dabei wird durch Linien, Punkte
und Kreisbögen der Verlauf eines Zeichens bestimmt. Dadurch kann die
Schrift in jeder beliebigen Größe verwendet werden, da erst während
der Anzeige am Bildschirm das eigentliche Zeichen in Bildpunkte umgerechnet
wird.
TTF (True Type Font): Diese Schriftart wird vor allem unter Windows eingesetzt
und daher gibt es auch entsprechend viele (mehr oder weniger gute) Font-CDs
(s. »Informationen im Internet«).
Es handelt sich hierbei auch um vektororientierte Daten. Damit diese Schriftart
am Amiga eingesetzt werden kann, muss die ttf.library (s. »Informationen
im Internet«) vorhanden sein. Textverarbeitungsprogramme wie »WordWorth«
oder »AmigaWriter« bringen dagegen eigene Routinen zum Anzeigen
dieser Schrift-Typen mit.
PostScript Type1 (Adobe): Auch die Schriften von Adobe verwenden das Vektorformat.
Sie spielt beim Amiga allerdings kaum eine Rolle. Sie kommen vor allem im
Desktop-Publishing-Bereich zum Einsatz, so z.B. bei PageStream, der über
eigene Funktionen zur Darstellung und zum Druck von Postscript-Fonts verfügt.
Fonts selber bearbeiten
Die normalen Amiga (Bitmap) Fonts können beispielsweise mit dem bis Workbench
1.3 beigelegten Systemprogramm FED (Amiga Font Editor, s. »Bitmap«)
bearbeitet werden. Die Agfa, TTF und Adobe-Schriften können mit »TypeSmith«
erstellt und verändert werden (s. »Dynamisch«). AmigaWriter
bringt bereits einige TTF-Schriften mit dem Euro-Symbol mit. Auch entsprechende
Euro-CDs für Windows sind am Markt erhältlich. Amiga (Bitmap) Fonts
hingegen wird man vergeblich suchen. Hier ist (z.Z. noch) Handarbeit angesagt.
Ob die Systemschriften von AmigaOS 3.9 aktualisiert werden, kann noch nicht
abschließend gesagt werden.
Unter der vom Amiga verwendeten Latin-8858-1 Codetabelle, ist das Eurozeichen
auf den ASCII-
Code 164 genormt. Dieser kann durch »ALT + z« angesprochen werden.
Leichter zu merken und auch auf Windows-Tastaturen zu finden, ist das Euro-Zeichen
hingegen auf der Tastenkombination »ALT + e«. Es gibt zwei Möglichkeiten,
dies auch beim Amiga zu erreichen. Entweder wird das Eurozeichen auf den ASCII-Code
169 gelegt (was der Tastenkombination »ALT + e« entspricht) oder
man verändert die Tastaturbelegungstabelle (Keymap). Möglich ist
dies mit dem Programm KeyComp (s. »Informationen im Internet«).
In den TrueTypeFonts hingegen gibt es drei verschiedene Möglichkeiten,
wo das Euro-Symbol zu finden ist:
Unicode-Tabelle
1252, Buchstabe 8364
ASCII-Code
164
ASCII-Code
128
Bei Letzterem handelt es sich eigentlich um ein Steuerzeichen und kommt bei
Microsoft oft zum Einsatz. Teilweise ist das Euro-Symbol daher auf beiden
ASCII-Codes zu finden.
Das Euro-Zeichen muss dabei nur in den Fonts vorhanden sein, die auch eingesetzt
werden. Somit kann man sich auf einige wenige Schriften beschränken und
diese extra installieren. Nicht möglich ist es, den im ROM befindlichen
Zeichensatz topaz 8 zu verändern. Dieser dürfte in der Praxis aber
bei keinem (ernsthaften) Amiga-Anwender mehr zum Einsatz kommen.
Wie kommt
das Euro-Symbol auf das Papier?
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Eurofähige Software für den Amiga
Nachdem wir uns nun lange genug mit dem Euro-Zeichen an sich beschäftigt
haben, stellt sich aber noch die Frage, wie die existierende Amiga-Software
mit dem Euro zurechkommt? Dabei ist allerdings das Währungskennzeichen
noch das kleinste Problem! Die Datenbestände existieren bisher meist ausschließlich
in einer Währung (Mark). Werden am 1. Januar die Neueinträge in Euro
erfasst, sind keine Vergleichsmöglichkeiten mehr mit den älternen
Daten gegeben oder schlimmer noch, es werden Mark und Euro zusammensummiert.
Da die wenigsten Firmen den Amiga noch aktiv unterstützen, können
sie von dieser Seite keine automatische Umrechnung des Datenbestandes erwarten.
Sie haben also nur die Wahl, zum 1. Januar 2002 bei Null mit einer neuen Datei
zu beginnen oder die alten Einträge umzurechnen. Während die erste
Variante zwar ohne Aufwand möglich ist, verliert man auf der anderen Seite
die Vergleichsmöglichkeiten mit den vorausgegangenen Jahren (z.B. Wertentwicklung,
oder ähnliche Statistiken). Darum ist die zweite Variante besser, aber
vermutlich mit sehr viel Aufwand und Zeit verbunden. Am einfachsten ist es in
der Tabellenkalkulation. Hierbei muss nur eine neue Spalte eingeführt werden,
die den Betrag in Euro enthält und sich automatisch aus der Mark-Betrags-Spalte
errechnet. Dabei wird einfach der Mark-Wert durch 1.95583 geteilt. Diese Funktion
berechnet und übernimmt die Tabellen-Kalkulation und rundet das Ergebnis
auf zwei Nachkommastellen. Bei allen anderen Programmen wird ausschließlich
die Möglichkeit bleiben, die Werte von Hand umzurechnen und neu in die
Tabellen einzugeben. Hilfreich sind hierbei so genannte Euro-Rechner, die einfach
per Knopfdruck den Betrag umrechnen. Auch eine Computer-Variante davon existiert
für den Amiga-Desktop (s. »EuroCalc«).
Wenn Sie sich durch die rechtzeitige Erstellung der Fonts und der Software vorbereiten,
wird der 1. Januar 2002 ein ganz ruhiger Tag für Sie. Dann sind Sie auch
auf Ihrem Amiga gewappnet, wenn es darum geht Geschäftspapier bzw. Abrechnungen
zu bearbeiten und zu drucken.
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Literatur:
[1] | PCgo! Sonderheft 38 PC und Euro, Weka Computerzeitschriften 2001, Preis: 14,90 Mark |
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Zuletzt aktualisiert am 21. Januar 2002, Michael Christoph.